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Warum?

  • jenthornautorin
  • 23. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

»Das ist nicht dein verschissener Ernst, oder?!«, brülle ich meinem Bildschirm entgegen, auf dem meine Protagonisten mal wieder ein Eigenleben führen. »Wie hast du dich denn jetzt in diese Scheiße geritten?«

»Frag dich lieber, wie wir aus dieser Scheiße wieder rauskommen«, knurrt es jäh ungehalten neben mir, und ich schrecke zusammen.

»Hört endlich auf, aus dem Nichts aufzutauchen!«, schreie ich Antry an. Dadurch fühlt sich nun sogar mein Kater gestört und verlässt den Raum, um sich einen neuen, ruhigen Schlafplatz zu suchen.

»Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Wie konntest du das zulassen?«

»Ich? Ich wollte lediglich kleine Änderungen an diesem Kapitel vornehmen, damit die Logikfehler ausgebügelt sind. Und was machst du? Du eskalierst einfach komplett. Und als ob das nicht genug wäre, lässt du dich jetzt auch noch in ein Verlies sperren. Tickst du noch ganz sauber? Weißt du eigentlich, was das für die weiteren Kapitel bedeutet?« Mein Redefluss beeindruckt den Krieger nicht im Geringsten. Er verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt mich aus dunklen – zu dunklen – Augen an.

»Finde eine Lösung. Und hol endlich dieses Ding aus mir raus!«

»Das ist leider nicht ganz so einfach ...«, beginne ich, werde jedoch durch eine weitere männliche Stimme unterbrochen.

»Doch, ist es. Lass ihn mich endlich töten. Im Licht der Sonne.« Iskaii steht im Türrahmen und erntet ein dunkles Grollen aus Antrys Kehle. Es ist wirklich ein Wunder, dass die beiden sich noch nicht zerfleischt haben.

»Jungs, reißt euch endlich zusammen! Wir haben es doch quasi geschafft. Hatten es geschafft, bevor ihr mir mittendrin alles versaut habt. Warum musstest du Antry in dieses verdammte Verlies stecken?«

»Ich?«, entgegnet Iskaii mit einem kehligen Lachen. »Ich hätte ihn getötet. Doch meine Befehle hatten kein Gewicht. Woran du ebenfalls schuld bist. Weshalb musstest du diese Verbindung schaffen?«

»Um bei den Lesern einen WTF-Moment zu erzeugen.«

»Was für ein Moment?«

»Vergiss es! Sieh lieber zu, dass du Antry aus dem Verlies holst.«

»Gewiss nicht. Ich öffne diese Zelle lediglich, um ihm den Kopf abzuschlagen.«

»Iskaii!«

»Nein! Es ist genug. Ich habe Besseres zu tun.«

»Besseres? Meinst du damit Dandelia ins Verderben zu reißen?«, fragt nun Antry und macht einen bedrohlichen Schritt auf den Krieger zu.

»Dandelia interessiert mich nicht. Ich hätte ihr die Kehle durchgeschnitten, hätte man mich nicht aufgehalten.«

»Noch so eine Sache!«, rufe ich aus. »Was sollte der Bullshit! So etwas kannst du nicht bringen, Iskaii! Was stimmt mit dir nicht?«

»Ich bin es leid. Ich werde beide töten und meine Pflicht erfüllen, ohne diese permanenten Unterbrechungen. Das alles hätte unlängst enden können.«

»Wäre ein ziemlich kurzes Buch geworden. Findest du nicht? Und langweilig obendrein.«

»Schweig!«

Ich atme tief durch. Einmal. Zweimal. Dreimal. Scheiß drauf!

»Okay, es reicht. Verpisst euch zurück und bekommt das Ganze wieder so auf die Kette, dass es mich nicht haufenweise Nerven und Arbeit kostet!«

»Warum sollten wir das tun?«

»Weil ich dich sonst in diesem Verlies verrecken lasse und dich ...« Ich deute mit dem Zeigefinger auf Iskaii. »Dich lasse ich auf dem Weg nach Norowyn zerfetzen. Was das für dein Volk, Dandelia und die ganze Welt bedeutet, ist dir bewusst, oder?«

Die finsteren Blicke, die mich durchbohren, ignoriere ich. Darin bin ich mittlerweile Meisterin. Eine Verwünschung in Iskaiis Landessprache folgt und ehe er sich abwenden kann, schnauze ich ihn an: »Ich habe deine verschissene Sprache erfunden! Wag es nie wieder mir so etwas an den Kopf zu werfen, du Penner!« Er erwidert nichts, sondern verschwindet.

»Ich könnte ihn töten«, raunt Antry und ahnt nicht, dass ich bereits befürchte, dass diese beiden mein Finale noch zu einem üblen Albtraum werden lassen.

»Raus!«, schreie ich ihn an und auch er verschwindet so lautlos, wie er gekommen ist. Genervt schüttel ich die Dose Energy neben mir – leer. Einmal Nachschub und dann mal schauen, wie ich diese Idioten aus dem Schlamassel hole, in das sie sich mal wieder selbst verfrachtet haben.

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