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Das war's?

  • jenthornautorin
  • 26. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

»Das war es nun also?«

Die tiefe Stimme lässt mich zusammenfahren, und mein Kopf ruckt zum Sofa, auf welchem Iskaii sitzt. Er hat die Beine überkreuzt und den rechten Arm auf der Rückenlehne liegen.

»Wann lernt ihr verdammt noch mal, dass das mein Haus ist und ihr hier nicht nach Lust und Laune ein- und ausgehen könnt?«

»Aber du kannst uns herbeizitieren, wann immer es dir beliebt? Uns durch Abertausende von Totenreichen schicken und weiterhin darauf beharren, dass wir deinen Befehlen blindlings folgen?«

»Ähm ... Ja«, erwidere ich. »Ich bin eure Schöpferin. Ihr könnt mir nichts und ich tue, wonach mir der Sinn steht.«

»Dein Hochmut wird dich eines Tages ganz tief unter sich begraben.«

»Mein Hochmut? Über deinen wollen wir nicht sprechen, oder?«

»Willst du dich über deine eigene Schöpfung beklagen?«

Ach fuck!

»Nein, sorry, wird nicht passieren. Das ist eine Diskussion, für die ich weder Zeit noch Muße habe. Also, was willst du?«

»Ich wüsste gerne, wie es weitergeht. Das war es noch nicht, oder?«

»Doch, sehr wohl. Eine Trilogie enthält drei Teile, und meines Wissens nach habe ich dir Hirn geschenkt, das heißt, du solltest bis drei zählen können. Also? Weitere Fragen?«

»Dein eigenes beschränktes Hirn weiß aber, wie man etwas beendet, oder?«

»Man setzt das Wörtchen ENDE unter ein Buch.« Ich grinse breit.

»Was du da glaubst, beendet zu haben, ist nicht zu Ende.«

»Definitiv, denn ihr habt bereits dafür gesorgt, dass es nicht so ausgeht, wie ich es ursprünglich geplant habe.«

Ein kurzes raues Lachen erklingt. »Wie sollte es denn enden? Noch schlimmer?«

»Schlimm? Also bitte ... Aber ja, ich habe durchaus darüber nachgedacht. Und ganz ehrlich: Bei dem Bullshit, den ihr zwischendrin getrieben habt, könnt ihr froh sein, dass ihr nicht alle drei bereits in Band 1 gestorben seid.«

»Dann wäre es eine seltsame Trilogie. Protagonisten heißen nicht so, weil sie im ersten Band alle draufgehen.«

»Ja, schon klar. Deshalb seid ihr auch bis Band 3 gekommen. Ich sage nur, dass es bei eurem Verhalten nicht abwegig gewesen wäre, wenn das keiner von euch schafft.«

»Wie auch immer ... Das Ende ...«

»Bleibt wie es ist. Wir haben noch genau drei Wochen bis zum Veröffentlichungstermin. Da wird jetzt gar nichts mehr geändert. Der Buchsatz ist durch. Der Probedruck ist freigegeben. Wir sind fertig.«

»Du machst es dir ziemlich einfach.«

»Ja, ich habe drei Bände angekündigt und geliefert. Jetzt steht das nächste Projekt an.«

»Und wenn das sogenannte Ende unbefriedigend ist?«

»So what? Du und Antry hattet genug Chancen. Ist es mein Problem, wenn ihr es nicht schafft einen Schuss zu landen?«

»Vorsicht ...«

»Schenk dir das. Zieht bei mir nicht.«

»Und wenn ich diese Warnung ausspreche?«, fragt nun eine weitere männliche Stimme hinter mir.

Ich seufze genervt und drehe mich zu Antry um. »Nein, auch bei dir nicht. Es ist vorbei, Jungs. Ende. Genießt euren Ruhestand.«

»Was, wenn das Ende nicht so ist, wie wir es uns vorgestellt haben?«

»Antry, du hast deinen Weg selbst gewählt. Es sollte nie so kommen, wie es kam.«

»Ich habe dieses Buch nicht geschrieben.«

»Nein, stimmt. Aber du warst derjenige, der von meinem vorgegebenen Weg abgewichen ist. Und zwar nicht nur ein bisschen. Du bist mit Vollgas in die entgegengesetzte Richtung geballert.«

»Scheint, als hättet Ihr Eure Wahl gehabt, Da’Neriio.« Ich muss das Lächeln auf Iskaiis Lippen nicht sehen, denn ich höre es.

»Ruhe da hinten! Deine Entscheidungen waren nicht besser.«

Die beiden Krieger wollen protestieren, doch ehe sie loslegen können, taucht aus dem Nichts Dandelia mitten im Raum auf.

»Diskutiert ihr noch immer? Akzeptiert das Ende wie es ist. Ich tue das auch.«

»Du hast leicht reden ...«

»Antry, es waren deine Entscheidungen, ebenso wie die von Iskaii und meine. Jen mag uns die Richtung gedeutet haben, aber den Pfad haben wir selbst gewählt und beschritten. Das Schicksal mag uns dabei gelenkt haben und bloß, weil die Trilogie zu Ende ist, heißt das nicht, dass wir in Vergessenheit geraten. Ich habe das ungute Gefühl, dass wir allein aufgrund von Schildmaid und ihren Schöpfungen immer wieder auf den Plan gerufen werden.« Dandelia sieht von Antry zu Iskaii und fügt dann hinzu: »Wir sollten also die nun einkehrende Ruhe genießen, solange sie anhält.«

Ein tiefer Seufzer entrinnt Iskaiis Kehle und kurz darauf ist er verschwunden. Ich drehe mich zu Antry um und auch von ihm ist nur noch schwarzer, verblassender Rauch zu sehen. Gut, ich bin also alleine und kann mich nun hoffentlich auf das neue Projekt und alte Bekannte konzentrieren.

Kaum habe ich den ersten Fuß auf die Treppenstufe gesetzt, manifestiert sich oberhalb der Treppe eine Gestalt.

»Echt jetzt, Sam? Ich habe noch nicht mal angefangen ...«

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