Happy New Year
Die Mitternachtsglocken verkündeten das Ende und den Beginn zugleich. 0:00 Uhr - das alte Jahr reichte dem neuen die Hand, Verbundenheit für einen flüchtigen Moment. Alt traf auf Neu. Was war, lag im Nebel des Vergessens, denn ein frisches Kapitel entfaltete sich vor den Augen der Welt.
Die Straßen pulsierten vor Leben, ein kaleidoskopisches Feuerwerk aus Freude und Aufbruch. Die Musik dröhnte, Wünsche wurden in die Dunkelheit gerufen, bunte Lichter tanzten am schwarzen Firmament. Küsse und Umarmungen wurden großzügig verteilt, als würde die Welt aufhören zu existieren und neu erschaffen.
Ein neues Jahr, eine neue Seite im Buch des Lebens. Und doch fühlte es sich gleich an. Beständig. Mein Lachen klang hohl, die Freude erreichte nicht die Tiefen meiner Augen. Ich feierte, und doch war ich allein. Inmitten des Trubels herrschte Stille in meinem Kopf. Wünsche wurden weitergegeben, aber meine Gedanken hingen in einer melancholischen Leere.
Die Lichter am Himmel strahlten zu grell, zu laut für meine inneren Schatten. Dennoch heuchelte ich Begeisterung. Ich empfing Umarmungen und Küsse, doch die Liebe und Wärme erreichten nicht mein Herz, das von unsichtbaren Fesseln umschlungen schien.
Ich war allein inmitten von Menschen, einsam in der Menge. Eine traurige Melodie hallte durch meine Gedanken. Ich blätterte die Seite um, schlug das neue Kapitel auf, aber es war identisch mit dem zuvor: Leere.
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