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Auf der Suche

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Ich sitze nur da, hänge meinen Gedanken nach und starre vor mich hin.
In meinem Kopf hinterfrage ich wie so oft alles. Mein Leben. Meine Herangehensweise an den Job. Mich selbst.
Ist es das, was ich will? Gefällt mir mein Leben wie es ist? Mache ich alles richtig? Mache ich womöglich Fehler? Wie lange will ich dem noch nachgehen? Kann ich mir denn überhaupt einen anderen Job vorstellen? Ein anderes Leben?
Ich bin, wer ich bin, habe mich nie beschwert. Weder über meine Wohnsituation noch über meinen Job oder flüchtige Bekannten. Ja, richtig gehört, flüchtige Bekannte und das ist schon das Maximum. Ich habe keine Freunde oder Familie. Ich bin Einzelgänger. War ich schon immer. Leute die mir zu nahe kommen und Dinge über mich und meine Gefühlswelt wissen wollen, sind mir suspekt. Freundliche Menschen noch viel mehr. Die haben Geheimnisse. Jeder einzelne von ihnen. Niemand ist immer nett. Lächelt und hilft, wo er kann. Das ist Bullshit.

Warum ich mir anmaße, das zu wissen? Naja, ich bin gegenüber anderen die Warmherzigkeit in Person, doch was in meinen verqueren Hirnzellen vor sich geht, ahnt niemand. Besser ist das. Man würde mich nur für verrückt halten. Durchgeknallt. Ein Psycho. Würde mich vermutlich irgendwo einsperren. In eine von diesen weißen, sterilen Zwangsjacken gehüllt.
Deshalb bleibe ich für mich, wann immer es möglich ist. Ich mag die Einsamkeit und vermisse so etwas wie Dates und Männerabende nicht. Frauen wollen eine Bindung, suchen etwas Echtes, Tiefes und wünschen sich Kinder. Kumpels behaupten, dich zu verstehen und in jeder Lebenslage für dich da zu sein. In Wahrheit fahnden sie nur nach jemanden, der mit ihnen um die Häuser zieht oder bei einem Umzug oder der Reparatur der alten schrottreifen Rostlaube hilft. 
Ich will das alles nicht. Verabscheue es. Es ist heuchlerisch. 
Du fragst dich, was die Heuchelei anderer von meiner eigenen unterscheidet?
Nun, meine endet, sobald ich mein Ziel erreicht habe. Und dieses Ziel heißt nicht, die in der Bar aufgegabelte, mit Make-up zugekleisterte Blondine ins Bett zu bekommen. Nein, mein Ziel ist komplexer. Anspruchsvoller.
Deshalb sitze ich hier und starre auf das, was einst war. Und nie wieder sein wird. In Einzelteilen liegt er vor mir. Sein schillerndes, rotes Blut läuft langsam durch den Abfluss der Badewanne, hinunter in den Kanal, bis es sich mit dem Wasser irgendeines Flusses oder Meeres vermischt.
Seine Überreste schaffe ich in die tiefen des weitläufigen Sumpfgebietes. Dort erwarten sie Fässer gefüllt mit Salzsäure. Und nach ein paar Tagen verfüttere ich das, was übrig ist an die Krokodile. 
Und während ich so dasitze und mein Werk betrachte, reißt mich das Summen meines Handys aus meinen Gedanken. Ich ziehe es aus der Hosentasche und blicke auf den Bildschirm. Eine SMS von meinem Boss. Ein Bild. Das Foto einer Frau. Schlank, Mitte dreißig, dunkelhaarig und irgendwie verbraucht. 
Mein nächstes Ziel. 
Und somit beginnt meine immerwährende Suche erneut.

Urheberrecht ©Jen Thorn

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